Es war ein ungewöhnliches Bild, das sich am Samstagabend in der Knappenhalle bot: Normalerweise tummeln sich hier rund 300-400 Zuschauer während der Heimspiele von Team #1, Corona macht dieser Situation einen Strich durch die Rechnung. Bereits zu Beginn dieser Saison hatte der TuS die erlaubte Anzahl auf 100 Personen vor Ort beschränkt; nachdem die Infektionszahlen im Kreis Recklinghausen immer weiter stiegen, entschied sich der Verein, die Partie gegen SC Union Lüdinghausen ohne Zuschauer stattfinden zu lassen. Keine Menschen neben dem Spielfeld – eine Selten- bzw. Neuheit in der Knappenhölle.

So lagen auf den Schultern von Team #1 gleich zwei wichtige Aufgaben: Neben dem erklärten Ziel, dieses Spiel zu gewinnen, hieß es, die gewohnte Lautstärke der TuS-Atmosphäre zu kompensieren. Und das gelang den Hertenerinnen von Anfang an ziemlich gut: Eine stabile Annahme macht ein schnelles Zuspiel möglich, das den Block der Gäste zunehmend unter Druck setzt, sodass Team #1 mit 7:4 in Führung geht. Der junge Gegner lässt sich davon jedoch zunächst nicht beeindrucken und hat wiederum hinsichtlich der Aufschlagsquote die Nase vorn. Während auf Hertener Seite viele Bälle im Netz landen, kann sich Lüdinghausen in diesem Element durchsetzen und gleicht mit 10:10 aus. Nichtsdestotrotz gewinnt die Mannschaft von Trainer Marvin Hansmann erneut die Oberhand und kann sich den Satz nach einigen starken Blockaktionen von Silke Althaus mit 25:19 sichern. Nach dem Seitenwechsel sorgen einige Unstimmigkeiten bei den Gastgeberinnen für einen Rückstand von 15:19. Ein Rück-Diagonalwechsel mit Julia Spiekermann und Sophie Mertens erzielt den gewünschten Rhythmuswechsel und Team #1 kann sich die Führung von 24:23 erspielen. Doch die Aufholjagd ist nicht von Erfolg gekrönt: Lüdinghausen gleicht aus und gewinnt nun ihrerseits durch einen Block den Satz mit 27:25 – es steht 1:1. Die Punkte, die in den ersten beiden Durchgängen liegen gelassen wurden, erzielen die TuS-Mädels nun einmal mehr: In Kombination mit einer hohen Eigenfehlerquote der Gäste ziehen die Hertenerinnen ihren „Streifen“ durch und siegen schließlich deutlich mit 25:14. Einmal in Fahrt gekommen, lässt sich Team #1 nicht mehr beirren und führt auch in einigen langen Ballwechseln die Leistungssteigerung im Vergleich zu Beginn der Partie fort. Für wichtige Punkte sorgen neben einer konsequenten Arbeit des Hertener Mittelblocks auch die Angriffe über Außen von MVP Joelle Pospiech und Youngster Nele Hoja, die erstmals in der Startaufstellung stand und eindrücklich ihren Teil zum Sieg beitrug. Mit 25:17 nimmt Team #1 nicht nur den vierten Satz sondern auch drei Punkte aus diesem ungewöhnlichen „Geisterspiel“ mit. 

„Wir haben unser Ziel erreicht und haben drei wichtige Punkte mehr auf dem Konto. Dennoch müssen wir es gerade gegen junge, unerfahrene Teams schaffen, in Situationen wie dem zweiten Satz konsequenter zu agieren. Hier fehlt es zwischendurch an kontinuierlicher Qualität!“, resümiert Herten-Trainer Marvin Hansmann die Partie. Wichtig sei jedoch vor allem, dass man sich nicht von der leeren Kulisse hätte aus dem Konzept bringen lassen. „Ein guter Schritt mit Blick auf unsere mentale Einstellung!“, so auch Co-Trainer Steffen Bertram. Immerhin: So ganz allein waren die TuS-Mädels nicht – vor den Bildschirmen fieberten zahlreiche Zuschauer von zuhause aus mit.

Ob und inwiefern es in den nächsten Wochen weitergeht, ist noch ungewiss. Bis jetzt steht für Team #1 am nächsten Wochenende die erste Auswärtsfahrt zum VC Eintracht Geldern an, bei der die Hertenerinnen erneut die Chance auf drei Punkte erhalten. Details, ob Zuschauer vor Ort zugelassen werden, sind noch nicht bekannt.