Nach fast 30 Jahren Volleyball soll’s das nun gewesen sein – Sandra Kowallek hängt ihre Volleyballschuhe an den Nagel. Was ich dabei denke? Nun ja, wenn ich an Sandra denke, denke ich an die Person, die mein sportliches Leben geprägt hat wie wohl kaum jemand anderes. Denn eins hat sie allen voraus: Sie war immer da, sie symbolisiert für mich den TuS.

Als ich, Julia Spiekermann aka. George, mir mit süßen zehn Jahren das erste Mal Knieschoner überzog, stand Sandra schon lange als gestandene Mittelblockerin auf dem Feld. Immer ein klares Ziel vor Augen, immer mit vollem Einsatz und Ehrgeiz bei der Sache. Eine Eigenschaft, die sie dahin gebracht hat, wo sie heute steht. Bereits zu ihren C-Jugend-Zeiten half sie in der ersten Mannschaft des TuS‘ aus, schaffte den Aufstieg in die Landesliga und erhielt prompt ein Angebot vom damaligen Oberligisten TV Gladbeck. Die Frage nach dem nötigen Selbstbewusstsein für eine solche Herausforderung muss bei Sandra Kowallek (damals noch Göke) wohl kaum gestellt werden, denn das ist mehr als genug vorhanden. Mit gerade mal 17 Jahren verschafft sie sich ordentlich Ansehen in der Mannschaft und kämpft für einen Stammplatz, den sie bald innehat. „Lolle“ gelingt mit Gladbeck der Aufstieg in die Regionalliga und 2. Bundesliga, sie erklimmt auch diese Hürde. Und wo bleibt hier die Verbindung zur TuS-Familie?

Ich bin mittlerweile 12, kann einigermaßen geradeaus pritschen, nähere mich allerdings dem Boden nur zum Binden der Schuhe – Hechtbagger? Keine Chance, bis Sandra zu meiner zweiten Jugendtrainerin wird. Sie schafft es, den Grundstein für ein wenig Abwehrarbeit zu legen, die augenscheinlich nicht zu meiner Lieblingsaufgabe wird. So ist ihr erster Kommentar, als wir uns drei Jahre nach meiner E-Jugend in der Halle wiedertreffen, nicht verwunderlich: „Julia, das darf nicht wahr sein! War das etwa Bodenkontakt?!“. Und ich bin irgendwie stolz. Stolz, dass sie mich noch auf dem Schirm hat und dass sich unsere Wege weiterkreuzen. Sandra übernimmt das Traineramt der damaligen zweiten Damenmannschaft und kehrt bald darauf auch als Spielerin zurück zum TuS. Doch zur Verwunderung aller: Nicht als Mittelblockerin. Kurzerhand wird sie zur Zuspielerin umgeschult, genau wie ich, die ich ab und zu mittrainieren darf. Ich merke schnell, dass zwischen Trainerin und Mitspielerin ein meilenweiter Unterschied liegt. Die objektive Art ist abgelegt, Sandra polarisiert auf dem Spielfeld. Als Gegner möchte man ihr nicht gegenüberstehen, als Teamkollegin manchmal auch nicht – doch daran ist man selbst schuld. Sandra fordert viel, hat den Anspruch, dass jeder mit voller Leidenschaft bei der Sache ist. Mit ihrer Art prägt sie alle drei Aufstiege von Team #1 unverkennbar und lässt den TuS nie im Stich. Als sich Familienzuwachs ankündigt, unterbricht sie ihre Spielerkarriere, nur um gleich darauf als Übergangs-Trainerin den Abstieg aus der Regionalliga zu verhindern. Klar – keine Hürde ist zu hoch.

Eine Seite, die die Zuschauer nur sehr selten zu Gesicht bekommen, ist ihr Organisationstalent. So ist die Psychologin neben anderen eines derjenigen TuS-Mitglieder, die 2014 im Garten des Präsidenten den Anstoß für das Projekt „Unser TuS“ lieferten und es stets begleiteten. Gesprächsführung ist ihr Ding, sie ist oftmals das Bindeglied zwischen Vorstand und Mannschaft, betreibt gleichzeitig Partnerpflege und fungiert nebenbei als Französisch-Dolmetscherin bei Weihnachtsfeiern – ein Allrounder auf und neben dem Spielfeld.

Also was ich über deinen Abgang denke, liebe Sandra? Die Lücke, die du hinterlässt, ist wohl eher ein Krater. Explosiv, dynamisch und vielseitig: Mit deiner Art Volleyball zu spielen, begeisterst du Massen und reißt deine Teamkolleginnen mit. Du polarisierst, behältst deine große Klappe und bleibst stets du selbst. Dein Mut, sich jeder Herausforderung zu stellen, ist bewundernswert, genau wie dein unermüdlicher Einsatz im Ehrenamt hinter den Kulissen. Liebe Sandra, DANKE!

Ein letztes Mal Knappenhölle!

Nicht nur Sandra verabschiedet sich aus der Knappenhölle: Wir sagen außerdem Tschüss zu Galina Pradtke, Kathrin Kehm und Nadja Bleichrot. Macht die Halle noch einmal voll, bereitet den Vieren einen gebührenden Abschied und genießt die unvergleichbare TuS-Atmosphäre! Team #1 trifft auf VV Humann Essen, den derzeitigen Tabellenfünften. Das Hinspiel ging mit 3:0 deutlich an die Hertenerinnen, an diesen Erfolg soll natürlich angeknüpft werden! RE-TV wird die Partie live übertragen, Ferdi Stebner kommentiert gemeinsam mit unserer Lieblings-Nummer #19 Nadine Waterhoff und Ex-Humann-Trainer Christoph Bielecki. Und wer von Team #1 noch nicht genug bekommt: Am Sonntag reist der TuS-Kader nach Sendenhorst, um gegen die Ligakollegen aus Lüdinghausen im Bezirkspokal anzutreten. Ein Wochenende Volleyball pur!